Mit dir für alle Zeit

Der junge Stellwerker Joe arbeitet in New Yorks größtem Bahnhof, der Grand Central Station. Im Dezember 1937 begegnet ihm eine junge Frau, die etwas neben sich steht und sehr hilflos auf ihn wirkt. Sie hat keinen Mantel und auch kein Gepäck bei sich und Joe bietet ihr an, sie nach Hause zu begleiten. Dann verschwindet sie so plötzlich, wie sie aufgetaucht ist und die beiden treffen sich erst ein Jahr später wieder in der Grand Central Station. Da Joe die Fremde nicht aus dem Kopf ging, ergreift er die Gelegenheit und lädt die junge Unbekannte zum Abendessen ein. Sie verbringen einen unvergesslichen Abend miteinander, doch als Joe Nora am nächsten Tag anruft, erfährt er unglaubliches: Nora ist tot und das bereits seit 13 Jahren.

Joe ist wie erstarrt und kann nicht glauben, dass er sich offensichtlich in einen Geist verliebt hat. Wie kann das sein? Sein Hadern und Nachdenken ging mir sehr nahe und auch ich habe mich gefragt, wie ich mich fühlen würde, wenn ich das erleben würde. Auch Joe versucht, eine Erklärung für dieses außergewöhnliche Ereignis zu finden und auch einen Weg zu finden, mit Nora zusammen zu sein. Doch da Nora nie altern wird, wird es für die beiden in der Realität schier unmöglich, ein normales und freies Leben zu führen. Auch ist nie sicher, ob Nora wieder zurückkommen kann aus ihren Zwischenwelten. Die beiden versuchen, das Beste aus ihrer Situation zu machen, doch kann ihre Liebe diese Umstände überstehen? Wird es den beiden gelingen, dauerhaft glücklich zu sein?

Der Roman »Mit dir für alle Zeit« von Lisa Grunwald ist eine romantische und nostalgische Liebesgeschichte, die atmosphärisch schön geschrieben ist.  Da ich selbst einmal in New York gelebt habe, konnte ich mir das Setting gut vorstellen. Die Grand Central Station ist ein wunderschöner, nostalgischer Ort und so fühlte ich mich richtig wohl in diesem Buch. Famos fand ich auch, wie die Autorin die fiktiven Ereignisse mit den historischen Gegebenheiten (die Olympischen Sommerspiele 1924 in Paris tauchen ebenso auf wie der New Yorker Börsencrash, die Weltausstellung etc.) verknüpft hat. Dennoch hatte ich so meine Probleme, die Liebesgeschichte anzunehmen, da Nora ja tot ist. Auch, wenn die Autorin mit der mystischen Erklärung dieser unwirklichen Liebe einleuchtend darstellt. Es ist eine magisch erzählte Liebesgeschichte der anderen Art und ganz anders, als ich mir die Geschichte so vorgestellt hatte, aber dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Das Buch geht ans Herz, erweckt Gefühle beim Lesen und lässt einen vieles um sich herum vergessen. Es gab zwar ein paar Längen, die nicht hätten sein müssen und auch das Ende konnte ich nicht so ganz annehmen, aber dennoch waren es herrliche Lesestunden mit diesem Buch.

Das Buch eignet sich nicht für ungeduldige und schnell enttäuschte Leser, die sich lieber in Sicherheit wiegen und Neues eher ablehnen, als genießen ;-)! Für experimentierfreudige und neugierige Leser kann das Buch jedoch eine angenehme Alltagsflucht sein.