“Die Zeit ist schlecht? Wohlan!
Du bist da sie besser zu machen.”
Thomas Carlyle
Juli Zeh hat mit ihrem neuen Buch “Unterleuten” ein grandioses Stück Gesellschaftsgeschichte der Gegenwart geschrieben.
Unterleuten ist ein kleines Dorf in Brandenburg, nur knapp eine Stunde von Berlin entfernt. Dort können Städter die Ruhe und die Natur genießen. Und genau das tut Prof. Dr. Gerhard Fließ, der seiner Unilaufbahn den Rücken kehrt, um in der Vogelschutzwarte dort zu arbeiten, um die vom Aussterben bedrohten Kampfläufer (die auch auf dem Cover abgebildet sind) zu schützen. Mit dabei sind seine Frau Jule und das Baby. Auch lesen wir von Linda und ihrem Freund Frederik, die gemeinsam Pferde züchten möchten. Also fünf (mit Baby ;-)) zugezogene Städter in der tiefsten Provinz. Wie immer tragen diese natürlich ihre weltmännisch und großstädtisches Gehabe zur Schau, was den Unterleutern erst einmal nicht gefällt. Herrlich idyllisch ;-).
Auf einer Bürgerversammlung wird bekannt, dass eine Investmentfirma am Ort und drumherum Windkraftanlagen bauen wollen. Unklar ist, auf wessen Grundbesitz das ganze stattfinden soll. Nun ist es vorbei mit der Idylle im 250-Seelen-Dorf Unterleuten. Die Bewohner rüsten sich zum Kampf und so kommen längst vergangene und verdrängte Emotionen, Streitigkeiten, alte Verletzungen etc. hervor … Auch die zugezogenen Städter verstricken sich immer mehr in ein intrigantes Spiel, um das Bauprojekt für sich zu nutzen … Das scheint das Ende der Dorfgemeinschaft in Unterleuten …
Ich mag die Schreibe von Juli Zeh sehr gerne, habe alle ihre Bücher gelesen und auch mit “Unterleuten” ist ihr grandiose Literatur gelungen. Klar schreibt sie über eine Dorfgemeinschaft, eine Gesellschaft, die aus Gewinnern und Verlieren, Alten und Jungen, Ost- und Westdeutschen, Städtern und Ländlern … Sie zeigt, was Gier mit den Menschen macht und Gründe, warum ein Mensch seine selbstgesteckten moralischen Grenzen überschreitet.
Fazit: Ein bilanzziehender Gesellschaftsroman, der brandaktuell ist. Formvollendet geschrieben, kein Satz ist zuviel oder zu lang, perfekt seziert sie unsere Gesellschaft mit all ihren unterschiedlichen und gegensätzlichen Facetten. Ein großer Roman über die Schwächen der Menschen – unter Leuten eben ;-)! Absolut und uneingeschränkt lesenswert!
Der norwegische Schriftsteller Lars Mytting hat mit “Die Birken wissen’s noch” eine äußerst dramatische und rührende Geschichte über die beliebten Themen Familie, Liebe, Trauer und Verlust geschrieben. Anfänglich liest sich das Buch etwas schleppend, aber es lohnt sich dran zu bleiben. Manchmal liest sich die Geschichte auch ebenso karg wie die Gegend, in der sie sich abspielt.
Darum geht es: Edvard wächst in einem kleinen norwegischen Dorf bei seinen Großeltern Sverre und Alma auf einem Bauernhof auf. An seine Eltern kann er sich nur spärlich erinnern und niemand will ihm erzählen, warum diese unter offensichtlich mysteriösen Umständen bei einem Unfall gestorben sind. Dann stirbt sein Großvater Sverre und Edvard bekommt vom Dorfpfarrer einige Briefe und auch Hinweise über seine Eltern. Schließlich macht er sich auf, die Geheimnisse um sein Dasein zu lüften. Dabei entdeckt er einiges …
Lars Mytting ist es gelungen, einen Krimi, einen historischen Roman, eine Familien- und eine Liebesgeschichte in einem Roman zu einer fesselnden Geschichte zu verknüpfen, die man nicht aus der Hand legen kann, bis das Buch ausgelesen ist. Die Naturbeschreibungen sind wahrhaftig schön, dass ich diese immer mehrmals gelesen habe. Man merkt dem Autor an, dass er die Natur liebt und sich viel draußen aufhält, was in Norwegen auch spektakulär ist!
Es war sehr spannend für mich, Edvard bei der Spurensuche zu begleiten – es war, als wäre ich dabei und würde ihm über die Schulter schauen – so einen Sog hat die Geschichte! Und das ist eine Kunst, so zu schreiben, dass man als Leser das Gefühl hat, Teil der Geschichte zu sein und immer dabei zu sein!
Fazit: Ein interessanter, fesselnder Roman über einen Mann, auf der Suche nach seinem Ursprung – absolut fabelhaft, spannend und überzeugend erzählt! Nach “Der Mann und das Holz” ein weiterer Bestseller aus der Feder des von mir sehr geschätzten norwegischen Schriftstellers Lars Mytting. Ich möchte euch das Buch sehr ans Herz legen. Absolute Lese-Empfehlung!
Dr. Mirriam Prieß plädiert in ihrem neuen sehr praxisnahen Buch “Resilienz – Das Geheimnis innerer Stärke” dafür, Beziehung als Grundlage des Lebens anzusehen. Frei nach dem Motto: “Ohne Dialog, kein Leben!”
Der Ratgeber hilft, zu unserer Substanz zu gelangen, dabei werden keine neuen Verhaltensweisen vermittelt, sondern eine neue Haltung, die uns “durch das Leben trägt und mit der wir selbst dem stärksten Sturm standhalten können”.
Dr. Prieß weiter:
“Psychische Widerstandsfähigkeit entsteht nicht durch Abwehr. Im Gegenteil. Wer im Widerstand ist, verliert sukzessive an Kraft. Erst wenn wir erkennen, dass die eigentliche Kraft in uns selbst und in der Fähigkeit der Begegnung liegt – im richtigen Aufnehmen und wieder Abgeben -, werden wir aufhören uns zu erschöpfen und zu unserer wahren Stärke finden.”
Das Buch ist in 4 Kapitel eingeteilt: Der Dialog, Das Elternhaus, Was hindert uns daran, resilient zu werden?, Wege in die Resilienz. Darüber hinaus enthält es einen 12-Punkte-Selbsttest “Wie resilient bin ich?”
Sehr gut gefallen haben mir die diversen grauen Kästchen im Text, die das geschriebene nochmals in aller Kürze knackig formuliert wiedergaben.
Exemplarisch folgt hier der Inhalt eines der grauen Kästchen:
“Resilient zu bleiben oder zu werden heißt, dialogfähig zu bleiben oder zu werden. Dialogfähigkeit ist die Grundlage für die Aufrechterhaltung Ihrer psychischen Widerstandsfähigkeit.”
Auch die Kästchen zur Selbstreflexion fand ich sehr spannend und anregend. Alles in allem ein kurzweiliges und doch sehr tief gehendes, aber sich sehr wohlig für mich anfühlendes Lesevergnügen auf nur knapp 185 Seiten.
Fazit: Es wurde schon viele Bücher über Resilienz geschrieben, doch gefällt mir dieses am besten – für mich ist es das beste Buch zum Thema Widerstandskraft! Es ist leicht verständlich und sehr anregend geschrieben. Es lädt zur Selbstreflexion ein und zeigt sehr gut auf, warum es resiliente und weniger resiliente Menschen gibt. Somit stärkt es auch die Wahrnehmung und das Gespür für andere Menschen. Es schadet nie, anderen wertschätzend und verstehend zu begegnen! Herzlichen Dank liebe Frau Dr. Prieß für dieses Buch!
“Genug geschuftet – Wie Sie weniger tun und mehr erreichen” heißt der neue Ratgeber von Barbara Berckhan. Das liebevoll und toll aufgemachte Buch aus der neuen Reihe “Leichter Leben” des Scorpio Verlages bietet auf 96 Seiten jede Menge Praxistipps, kurze Übungen und Mitmach-Seiten zum Ausfüllen, um einen Burn-out zu vermeiden.
“Anstrengung ist keine Tugend”, “Tun Sie mehr, was Ihnen Freude macht”, “Verdienen Sie Ihr Geld mit Ihren Talenten” und so weiter … lauten einige der sehr prägnanten Überschriften und Tipps in dem sehr empfehlenswerten Ratgeber.
Frau Berckhan zeigt uns Wege, wie wir uns darauf konzentrieren, was uns voranbringt. Das bedeutet nicht permanent nur schuften, ohne zu leben. Sie lädt uns ein, ein Gespür für unsere innersten Bedürfnisse zu finden, unsere Träume, unsere Talente entdecken, uns auf eine innere Schatzsuche zu unserem wahren Kern zu begeben.
“Warten Sie nicht darauf, dass andere Sie entdecken. Entdecken Sie sich selbst. … Alles, was Sie herabsetzt, hat in Ihrem Denken nichts zu suchen. ….Weniger ist mehr. Weniger Getue und weniger Anpassung, mehr Konzentration auf das, was wirklich wichtig ist. … “
Fazit: Ein leichter, lockerer und sehr liebevoll aufgemachter Ratgeber, den ich sehr gerne gelesen habe und auch gerne weiterempfehlen möchte. Kurz, prägnant, liebevoll geschrieben und gestaltet – ein tolles Buch!
Gesehen bei Spiegel online:
http://www.spiegel.de/video/harry-potter-spin-off-trailer-veroeffentlicht-video-1665038.html
Der Film ist ab 17.11.2016 in deutschen Kinos zu sehen – ich freue mich drauf ;-)!
Bestsellerautorin Muriel Barbery hat mit ihrem akutell erschienen, magisch, poetischen Buch “Das Leben der Elfen” ein sprachliches Meisterwerk geschrieben. Das Cover – schlicht, ruhig, natürlich passt hervorragend zum Inhalt.
Madame Barbery versteht sich hervorragend im Fabulieren und ihr gelingt es meisterlich die Grenzen verschiedener Genres wie Märchen, Fantasy, spirituellen Weisheiten, Poesie miteinander in Einklang zu bringen.
Märchenhaft breitet sie die Geschichte der beiden magischen Findelkinder Maria und Clara vor den Augen des Lesers aus und in dessen Geist tummeln sich fortwährend fabelhafte Bilder. Ich las plötzlich mit den Augen eines Kindes … Beide Mädchen wachsen in verschiedenen Regionen auf, die eine in den Abruzzen, die andere in Burgund. Beide verfügen über äußerst außergewöhnliche Talente. Maria ist naturverbunden und hat einen besonderen Zugang zu Tieren, während Clara herzergreifen Klavier spielen kann. Beide wissen nichts voneinander, bis Elfen bewirken, dass die beiden sich treffen. Nur ihnen kann es noch gelingen, die Verbindung der Menschen mit den Elfen und somit auch die einstige Harmonie zwischen Himmel und Erde wiederherzustellen (wer nun an den Hobbit und Herr der Ringe liegt nicht ganz so verkehrt, nur fehlen die monströsen Schlachten – im Grunde ist es doch immer der Kampf von Gut gegen Böse und Licht gegen das Dunkle). Auch hier droht ein Krieg, eine böse, unbekannte Macht rüstet sich bereits für die große Schlacht … Ist es möglich, die Macht der Poesie, der Liebe, der Schönheit von Natur und Kunst, die dem Menschen zu entgleiten scheint, zu retten?
Fazit: „Das Leben der Elfen“ ist eine einzigartige und fabelhafte Parabel, eine Ode an die Schönheit der Welt und deren permanenter Bedrohung. Sie zeigt die Schönheit der Natur, der Kunst, der Menschen … es lohnt sich um die Liebe zu kämpfen und um das, was uns wichtig ist und auch allen sein sollte: Die Natur und die Magie von allem, was ist. Ein bezauberndes, verzauberndes, faszinierendes, bewegendes, sehr tief gehendes, berührendes und auch verstörendes Buch … Es spielt auf der Klaviatur aller vorhandenen Gefühle des Lesers, ich war beim Lesen oft skeptisch, aber auch bewegt, es weckt widersprüchliche Gefühle beim Lesen, ohne je zu Polarisieren … Wer die ersten Hürden genommen und Zugang zu diesem besonderen Schreibstil gefunden hat, der wird magisch berührt und nicht enttäuscht!
Der erste Satz:
“Die kleine verbrachte den größten Teil ihrer freien Stunden in den Bäumen.”
Im Herbst 2016 wird der Carlsen Verlag das Buch zum Theaterstück “Harry Potter and the Cursed Child Parts One and Two” veröffentlichen. Ich freue mich drauf …
Ebenfalls im Herbst wird der zweite Teil der fein illustrierten Schmuckausgabe erscheinen … Da weiß ich schon, was ich mir zu Weihnachten wünsche ;-), falls ich es so lange aushalte …
Ich wünsche euch heute einen frühlingshaft sonnigen Dienstag mit vielen glücklichen und stärkenden Momenten!
Später gibt es noch eine Rezension … 😉