Geschichte der Psychologie

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Helmut E. Lück hat mit seinem Buch “Geschichte der Psychologie – Strömungen, Schulen, Entwicklungen” einen hervorragenden Überblick über die historischen Strömungen über die empirische Wissenschaftslehre über das Verhalten und Erleben des Menschen verfasst.

Anfänglich etwas sperrig formuliert, gelangt man doch recht zügig in die historischen Grundrisse der Psychologie. Das Buch ist mittlerweile in seiner 7. Auflage erschienen und es gibt kein vergleichbares Werk, dass alle an Psychologie interessierten derartig gut in die Psychologiegeschichte einführt. Das schmale, schön grün anzuschauende Grundlagenwerk bietet dennoch ausreichend Tiefe für Studierende und Interessierte gleichermaßen.

Die aktuellen psychologischen Entwicklungen werden klarer, weil Herr Lück hier die Basis schafft und die geschichtlichen Hintergründe erklärt. Es gibt einen Überblick der Gründe, warum es eine Psychologiegeschichte überhaupt gibt, dies ist ebenfalls relevant, um die moderne Psychologie zu verstehen. Zu allen wichtigen psychologischen Entwicklungen und Strömungen nennt der Autor die wichtigsten Vertreter – “die großen Männer” – mit ihren Theorien und Ansichten.

Einzig das Fehlen von Illustrationen und Grafiken habe ich etwas vermisst – ist aber durchaus kein Grund, das Buch nicht zu kaufen.

Fazit: Ein toller Überblick über die historische Entwicklung der Psychologie – knapp, informativ und interessant geschrieben – ein Muss für Psychologieinteressierte!

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Ursula Nuber: Eigensinn

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Ursula Nuber, Chefredakteurin der Zeitschrift “Psychologie heute” und selbst Psychologin hat ein neues Buch mit dem Titel “Eigensinn – Die starke Strategie gegen Burn-out und Depression – für ein selbstbestimmtes Leben” geschrieben.

Eigensinnige Menschen haben nicht gerade ein berauschendes Image, sie kommen in der Regel nicht gut bei ihren Mitmenschen an, weil sie als schwierig, stur, dickköpfig, uneinsichtig und egoistisch gelten – als anstrengender Zeitgenosse angesehen werden.

So schreibt Frau Nuber selbst im Vorwort ihres Buches:

“Mit Eigensinnigen ist nicht gut Kirschen essen. Sie stören die Harmonie, weichen von der Norm ab und können ganz schön nerven.”

Ich hingegen fühlte mich von dem Wort “Eigensinn” sofort magisch angezogen, denn was ist so falsch daran, sich einen “eigenen Sinn” sozusagen einen Weg durchs Leben zu bahnen ohne Vergleich, ohne Wettbewerb oder dergleichen?

Eigensinn ist nicht mit Egoismus gleichzusetzen oder gar zu verwechseln. Dem ist aber nicht so: Egoistische Menschen – also selbstsüchtige Menschen – leben nach dem Motto “Ich setze meine Interessen durch, die anderen interessieren mich nicht”. Eigensinnige Menschen hingegen setzen sich für ihre Rechte und Interessen ein, ohne die Rechte anderer oder die Gefühle anderer zu verletzen, frei nach dem Motto: “Ich habe Bedürfnisse und Wünsche, so wie andere auch. Ich habe Rechte und andere haben auch Rechte.”

Ich sehe es wie die Autorin auf Seite 11:

“Ohne Übertreibung kann man sagen: Eigensinn ist eine Grundvoraussetzung, um in der heutigen Zeit mit ihren vielfältigen Herausforderungen stabil und gesund zu bleiben.”

Eigensinn ist ein Charakterzug, meint Ursula Nuber. Er kann uns wie oben bereits erwähnt eine wertvolle Unterstützung, Psychologen würden es Ressource nenne, sein, damit wir die verschiedenen Situationen und Herausforderungen des Alltags besser stemmen können. Ein gesundes Maß an Eigensinn ist also durchaus unserer seelischen und körperlichen Gesundheit förderlich. Und so zeigen wir auch unsere ureigene Individualität, unserer Unvergleichlichkeit, indem wir nicht länger tun, was andere bereits tun oder von uns erwarten, dass wir es so tun. Und so können wir anderen Menschen Grenzen aufzeigen und Widerstand leisten.

Fazit: Ursula Nuber hat ein sehr eigensinniges Buch geschrieben, das mir sehr gut gefallen hat. Eine wertvolle Fundgrube hervorragender Fakten und Gründe, um eigensinniger zu sein – ein Hommage an den Eigensinn mit all seinen Facetten und Möglichkeiten. Seid eigensinnig, leistet Widerstand ;-)! Ein sehr empfehlenswertes, sehr schön lesbares Buch mit Tiefgang!

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Juli Zeh: Unterleuten

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Juli Zeh hat mit ihrem neuen Buch “Unterleuten” ein grandioses Stück Gesellschaftsgeschichte der Gegenwart geschrieben.

Unterleuten ist ein kleines Dorf in Brandenburg, nur knapp eine Stunde von Berlin entfernt. Dort können Städter die Ruhe und die Natur genießen. Und genau das tut Prof. Dr. Gerhard Fließ, der seiner Unilaufbahn den Rücken kehrt, um in der Vogelschutzwarte dort zu arbeiten, um die vom Aussterben bedrohten Kampfläufer (die auch auf dem Cover abgebildet sind) zu schützen. Mit dabei sind seine Frau Jule und das Baby. Auch lesen wir von Linda und ihrem Freund Frederik, die gemeinsam Pferde züchten möchten. Also fünf (mit Baby ;-)) zugezogene Städter in der tiefsten Provinz. Wie immer tragen diese natürlich ihre weltmännisch und großstädtisches Gehabe zur Schau, was den Unterleutern erst einmal nicht gefällt. Herrlich idyllisch ;-).

Auf einer Bürgerversammlung wird bekannt, dass eine Investmentfirma am Ort und drumherum Windkraftanlagen bauen wollen. Unklar ist, auf wessen Grundbesitz das ganze stattfinden soll. Nun ist es vorbei mit der Idylle im 250-Seelen-Dorf Unterleuten. Die Bewohner rüsten sich zum Kampf und so kommen längst vergangene und verdrängte Emotionen, Streitigkeiten, alte Verletzungen etc. hervor … Auch die zugezogenen Städter verstricken sich immer mehr in ein intrigantes Spiel, um das Bauprojekt für sich zu nutzen … Das scheint das Ende der Dorfgemeinschaft in Unterleuten …

Ich mag die Schreibe von Juli Zeh sehr gerne, habe alle ihre Bücher gelesen und auch mit “Unterleuten” ist ihr grandiose Literatur gelungen. Klar schreibt sie über eine Dorfgemeinschaft, eine Gesellschaft, die aus Gewinnern und Verlieren, Alten und Jungen, Ost- und Westdeutschen, Städtern und Ländlern … Sie zeigt, was Gier mit den Menschen macht und Gründe, warum ein Mensch seine selbstgesteckten moralischen Grenzen überschreitet.

Fazit: Ein bilanzziehender Gesellschaftsroman, der brandaktuell ist. Formvollendet geschrieben, kein Satz ist zuviel oder zu lang, perfekt seziert sie unsere Gesellschaft mit all ihren unterschiedlichen und gegensätzlichen Facetten. Ein großer Roman über die Schwächen der Menschen – unter Leuten eben ;-)! Absolut und uneingeschränkt lesenswert!

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Die Birken wissen´s noch

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Der norwegische Schriftsteller Lars Mytting hat mit “Die Birken wissen’s noch” eine äußerst dramatische und rührende Geschichte über die beliebten Themen Familie, Liebe, Trauer und Verlust geschrieben. Anfänglich liest sich das Buch etwas schleppend, aber es lohnt sich dran zu bleiben. Manchmal liest sich die Geschichte auch ebenso karg wie die Gegend, in der sie sich abspielt.

Darum geht es: Edvard wächst in einem kleinen norwegischen Dorf bei seinen Großeltern Sverre und Alma auf einem Bauernhof auf. An seine Eltern kann er sich nur spärlich erinnern und niemand will ihm erzählen, warum diese unter offensichtlich mysteriösen Umständen bei einem Unfall gestorben sind. Dann stirbt sein Großvater Sverre und Edvard bekommt vom Dorfpfarrer einige Briefe und auch Hinweise über seine Eltern. Schließlich macht er sich auf, die Geheimnisse um sein Dasein zu lüften. Dabei entdeckt er einiges …

Lars Mytting ist es gelungen, einen Krimi, einen historischen Roman, eine Familien- und eine Liebesgeschichte in einem Roman zu einer fesselnden Geschichte zu verknüpfen, die man nicht aus der Hand legen kann, bis das Buch ausgelesen ist. Die Naturbeschreibungen sind wahrhaftig schön, dass ich diese immer mehrmals gelesen habe. Man merkt dem Autor an, dass er die Natur liebt und sich viel draußen aufhält, was in Norwegen auch spektakulär ist!

Es war sehr spannend für mich, Edvard bei der Spurensuche zu begleiten – es war, als wäre ich dabei und würde ihm über die Schulter schauen – so einen Sog hat die Geschichte! Und das ist eine Kunst, so zu schreiben, dass man als Leser das Gefühl hat, Teil der Geschichte zu sein und immer dabei zu sein!

Fazit: Ein interessanter, fesselnder Roman über einen Mann, auf der Suche nach seinem Ursprung – absolut fabelhaft, spannend und überzeugend erzählt! Nach “Der Mann und das Holz” ein weiterer Bestseller aus der Feder des von mir sehr geschätzten norwegischen Schriftstellers Lars Mytting. Ich möchte euch das Buch sehr ans Herz legen. Absolute Lese-Empfehlung!

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