Gelesen: Steine im Bauch

Steine im BauchJon Bauer hat mit “Steine im Bauch” ein wirklich sehr emotionales, schwer verdauliches (für mich als Mutter), aber doch psychologisch sehr interessantes Buch über Verletzungen in der Kindheit geschrieben. Es könnte auch “Wut im Bauch” heißen, denn die hat der Protagonist, der siebenjährige Junge, der später als erwachsener Mann nach Hause zurückkehrt, um seine schwerkranke Mutter zu begleiten. Dabei nutzt er jede Gelegenheit, um seinen immer noch vorhandenen seelischen Ballast (seine Steine) bei der Mutter abzuladen und auch eine gewisse Rache zu üben. Er ist sehr aggressiv, verstrickt sich immer wieder in Streitigkeiten und Schlägereien. Alles was er als siebenjähriger abbekommen hat – die Gleichgültigkeit der Mutter, deren Schläge, die Zurückweisungen durch die Mutter – das alles trägt er immer noch mit sich herum. Er ist nicht fähig tiefe Gefühle zu entwickeln. Er will diese Gefühle als Erwachsener ausleben – ohne Rücksicht auf Verluste.

Ich konnte das emotionsgeladene Buch nicht in einem Zug, sondern immer nur Stück für Stück lesen – es ist wirklich sehr heftig, was man Kindern alles antun kann und wie es sich bis ins Erwachsenenalter auswirkt. Der junge, verhaltensgestörte Mann hat teilweise entsetzliche Gedanken, aber auch das Nachdenken des kleinen Jungen, der sich Gedanken macht, warum die Mutter ihn nicht so lieben kann wie die “perfekten” Pflegekinder, die ins Haus kommen, was der Junge nicht verstanden hat und was ihn sehr verletzt und auch überfordert hat. Er selbst sieht sich als “böse” und als jemand, der alles falsch macht. Er fühlt sich minderwertig gegenüber den Pflegejungen, die selbst ja auch keine einfachen Geschichten erlebt haben. Er ist sehr eifersüchtig auf diese Pflegejungen und er hasst sie regelrecht. Wann immer es geht, quält er diese, sie bekommen seine Wut ab, die eigentlich der Mutter gilt. Dann geschieht auch ein furchtbarer Unfall.

Sehr tiefgreifend und nicht so einfach zu lesen. Der Junge und auch später der Mann haben im Buch keinen Namen – eine namenlose Seele, dieser Aspekt verdeutlicht noch einmal das Bild der verlorenen kindlichen Seele. Ich schwankte permanent zwischen den Gefühlen “Mitgefühl und Mitleid” sowie abgrundtiefer Abscheu. Phantastisch, wie sich Jon Bauer in die Seele eines siebenjährigen Jungen einfühlt – meisterhaft, aber wie gesagt, sehr sehr schwer verdaulich!

Fazit: Hochlesenswert, aber nur für Leser mit starken Nerven!

Ein starker Absatz (Buch Seite 7):

“Ich kann mich nicht mal dazu durchringen, zu meiner eigenen Kindheit zu gehören. Allerdings kann ich sie noch spüren, obwohl ich ins Ausland ging und mich von meiner Vergangenheit lossagte. Es kommt nicht darauf an, wohin man geht oder was man mit seinen Gefühlen macht, die Wahrheit lauert einem doch immer wieder auf. Meine Kindheit lauert in mir, wie geballte Fäuste in meinen Händen lauern.”

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Gelesen: Die Unvollendete

unvollendeteWas wäre wenn? fragt das Buch “Die Unvollendete” von Kate Atkinson. Erzählt wird die Geschichte von Ursula über mehrere Leben und in mehreren Situationen. Es dauert einige Zeit, bis man in diese sehr tiefgehende Geschichte eintaucht, da mehrere Perspektiven- und Zeitenwechsel stattfinden, doch alles fügt sich zusammen, je tiefer man als Leser in diese faszinierende, nachdenklich stimmende Geschichte eintaucht. Wie würden wir uns im nachhinein bei so manchen Lebenssituationen verhalten, anders oder genauso? Diese zentrale Frage verfolgt die Protagonistin … Was würden wir anders machen? Ich muss zugeben, ein sehr spannendes und nicht einfaches Gedankenexperiment, auch ich fing im Laufe des Buches an über so einige nicht besonders gelungene Situationen in meinem Leben nachzudenken. Mit allen Konsequenzen.

Ursula ist ein sehr nachdenklicher Mensch und hat dann und wann merkwürdige und magische Deja-vus, lebt in einer skurrilen Familie als Tochter wohlhabender Eltern in England. Scheinbar harmlose Entscheidungen können unglaubliche Ausmaße annehmen – was besonders in Kriegszeiten sehr nahe geht. Nach jedem Leben geht es im Buch wieder von Null los – mit Ursulas Geburt. Es ist keine endlose episodische Zeitschleifengeschichte, sondern die immer wieder neugeborene Ursula, die dem Leser Leben für Leben nahegebracht wird. Ursula wird geboren, wächst auf, lebt, stirbt und wird erneut geboren, wieder und wieder. So kann sie dann und wann ihr eigenes Schicksal und auch das ihrer Familie entscheidend ändern und auch ihre Lebensumstände verbessern, stets auf der Suche nach dem perfekten Leben.

Fazit oder Warnung vor dem Buche: Die philosophische Geschichte um Ursula und ihre zahlreichen Leben ist sicher nicht für jeden Leser das geeignete Buch, es dauert etwas, um in die Geschichte hineinzufinden, den roten Faden zu finden. Die Zeitsprünge empfand ich manchmal als sehr anstrengend. Es ist also kein Buch zum schnell mal durchlesen oder für die Urlaubszeit, es ist nicht leicht zu lesen und löst einiges in einem selbst aus. Doch ist man erstmal drin, dann denkt man – wie oben bereits geschrieben – auch über die eine oder andere Situation aus seinem Leben nach, hinterfragt, ordnet neu und fragt sich, was wäre der bessere Weg gewesen oder was hat mir das alles zur persönlichen Weiterentwicklung gebracht. Das Buch löst sicher irgendetwas aus. Wer also nicht gerne über sein Leben nachdenkt, sollte besser die Finger von diesem Buch lassen! Leser, die Probleme mit dem Thema Wiedergeburt (Der Tod ist nicht das Ende) haben, sollten das Buch auch nicht lesen. Mir hat das Buch gefallen, auch wenn es sicherlich nicht zu meinen Lesefavoriten 2015 zählen wird und ich es auch kein zweites Mal lesen werde!

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Gelesen: Die Widerspenstigkeit des Glücks

widerspenstigkeit des glücksIch war sehr neugierig und voller Vorfreude auf das Buch “Die Widerspenstigkeit des Glücks” von Gabrielle Zevin, erschienen im Diana Verlag.

Der Klappentext las sich durchaus interessant, die Geschichte fesselte mich: A. J. Fikry, der Besitzer der Inselbuchhandlung “Island Books” hat seine Frau bei einem tragischen Unfall verloren und lebt nunmehr für seine Bücher. Er trinkt gelegentlich und scheint sich selbst aufgegeben zu haben. Eines Tages bekommt er Besuch von der Verlagsvertreterin Amelia, die er nicht gerade freundlich empfängt. Und dann findet er in seinem Buchladen ein zweijähriges Mädchen namens Maya, das er später adoptiert … Und so rasant geht die Geschichte immer weiter und weiter, man kommt einfach nicht zum durschschnaufen und hätte öfter mal mehr Tiefgang gelesen, einfach erfahren, wie die eine Situation weiter geht. Es ist ein Buch, das einem keine Atempause gönnt und der Schluss hat mich leider überhaupt nicht befriedigt, das Ende hat mich mehr als enttäuscht. Gut, es passt zum Titel des Buches, aber dennoch hätte ich bei einem solchen Buch mehr Sinntiefe erwartet. Die Autorin ist unter anderem auch Drehbuchautorin, und so verwundert es nicht, dass das die mehr als unruhige Geschichte um A. J. Fikry, einer durchaus interessanten Figur,  in einem Wahnsinnstempo und ohne sichtbar erkenntlichen roten Faden durch das Buch rast.

Fazit: Locker-leichte Geschichte ohne Tiefgang, die ich sicherlich kein zweites Mal lesen werde. Schade, A. J. Fikrys Leben hatte deutlich mehr Potenzial …. Kann man lesen, wenn man einfach nur des Lesens Willen liest, jedoch sollte man sich auf einen enttäuschenden Schluss gefasst machen. Für Bücherliebhaber sind insbesondere A.J. Fikrys Anmerkungen über einige Schätze der Weltliteratur deutlich interessanter zu lesen, als die Geschichte selbst … SCHADE!!!!

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Gelesen: Die Magie der kleinen Dinge

magie der kleinen dingeAmsterdam 1686: Die 18-jährige Petronella Oortman, kurz Nella genannt,  muss nach dem Tod ihres Vaters den älteren Kaufmann Johannes Brandt heiraten. Einige Wochen nach ihrer Eheschließung reist sie nach Amsterdam, um bei ihrem Ehemann zu leben. Doch der Empfang ist alles andere als herzlich, ihr neues Zuhause ist sehr düster und geheimnisvoll. Und Marin, die Schwester ihres Mannes und auch die Dienstboten verhalten sich sehr merkwürdig. Johannes, ihr Mann ist nicht anwesend und wenn er da ist, verhält er sich auch sehr distanziert ihr gegenüber. Warum das so ist, wird später klar. Er schenkt ihr jedoch ein Puppenhaus, das exakt ihrem neuen Zuhause nachempfunden ist und Nellas Aufgabe ist, dieses zu füllen. Sie findet einen Miniaturisten, der ihre Bestellungen auf so authentische Art umsetzt, dass es Nella die Sprache verschlägt. Die  magischen kleinen Dinge leben ein Eigenleben bzw. Nellas Leben vor … Nellas Puppenhaus wird zum Spiegel ihres eigenen Lebens und das ihrer neuen Familie …

“Jahrelang haben sie sich hinter diesen Mauern und einer schweren Eingangstür verschanzt. Doch nun haben sie die Tür geöffnet und Nella hereingelassen – und schau, was geschehen ist.”

“Die Magie der kleinen Dinge” ist eines jener zarten Bücher, die einem in ihren Bann ziehen und nicht mehr loslassen, bis man sie zu Ende gelesen hat. Die mysteriöse Geschichte liest sich flüssig, der Schreibstil ist wundervoll leise und unaufdringlich, Nella und ihre neue Familie wächst einen ans Herz, ein schönes Frühlingsbuch, in der sich die Geschichte und die starken, sympathischen Charakter langsam öffnen und entfalten – wie Blumenknospen im Garten.

Der erste Satz:

“Eigentlich hätte die Beerdigung in aller Stille stattfinden sollen, denn die Verstorbene hatte keine Freunde.”

Einziges Manko: Es wird leider am Ende nicht alles so ganz aufgelöst und auch der Schluß kommt mir etwas wenig rund und auch abrupt vor, dennoch ein Lesevergnügen der besonderen Art. 2015 scheint für Leser  ein sehr gutes Jahr zu werden ;-).

Fazit: Für Leser, die keine permanente Action benötigen oder tausend Leichen pro Seite ;-), ein Buch der leisen Töne und sehr interessante Zeitepoche im Amsterdam des Jahres 1686/87.

Das Cover ist ganz nett, jedoch gefällt mir das englische besser.

Petronella Oortmans Schrankpuppenhaus gibt es wirklich, Jessie Burton hat es im Rijksmuseum in Amsterdam gesehen und wurde inspiriert. Und auch Petronella Oortman existierte.

Ein Bild des Puppenhauses gibt es hier zu sehen.

Auf der Verlagswebseite gibt es unter anderem eine Leseprobe.

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Gelesen: Lieber Mr. Salinger von Joanna Rakoff

lieber mr. salingerFrisch von der Uni nimmt  die noch jugendlich-naive Joanna Rakoff  mit 23 Jahren ihren ersten Job in einer bekannten Literaturagentur als Assistentin an. Dort ist sie u.a. dafür zuständig, Brief zu beantworten, die an einen Autor namens Jerry geschickt werden, der niemand anderes ist als J.D. Salinger persönlich. Das Buch “Lieber Mr. Salinger” von Joanna Rakoff ist keine fiktive Geschichte, Joanna hat dies alles so erlebt.

Joanna geht es wie vielen Menschen: Sie kennen J.D. Salinger aber nicht jeder hat seine Bücher gelesen. Und so beginnt sie, alle Bücher des weltberühmten Autors, mit dem sie auch telefoniert, zu lesen.

Die Literaturagentur wirkt etwas altertümlich, auf Computer wird weitgehend verzichtet, erst zum Ende der Geschichte hin werden Computer angeschafft. Der Aufbau der Geschichte folgt den vier Jahreszeiten, was ich auch ein schönes Bild finde … Vom Erblühen zur Ernte: Joanna entwickelt sich stetig weiter während ihrer Tätigkeit und reift auch innerlich durch die Beschäftigung mit den Leserbriefen an den große J.D. Salinger heran. Wie ein Schmetterling.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, wenn es auch sehr amerikanisch geschrieben ist und diese ewige Coming-of-Age-Geschichte, die auch von Regisseuren sehr gerne verfilmt wird manchmal etwas nervt, das Leben ist nun mal Entwicklung und Reifung, deshalb passt es schon. Es ist eine klare Empfehlung für jeden Bücherliebhaber und Möchtegern-Schriftsteller. Es ist eine spannende Zeitreise in die Welt der Bücher vor der Digitalisierung und ein interessanter Einblick in die Arbeit von Literaturagenten. Es ist so lässig geschrieben und man spürt förmlich den Zeitgeist beim Lesen. Auch das ständige Gequalme der Agenturmitarbeiter – herrlich Retro ;-)! Im Kopf hatte ich als Joanna Schauspielerinnen wie Audrey Hepburn und Doris Day 😉 …

Das Cover ist in einem frischen, luftigen Blau und passt hervorragend zum Inhalt. Joanna Rakoff hat vor dem Beginn der digitalen Revolution ihren Assistentinnenjob ausgeübt und noch  – wie damals üblich – alles mit einer elektrischen (immerhin) Schreibmaschine getippt. Es passt zu ihrem Jahr in der Literaturagentur, denn durch die dort gemachten Erfahrungen, die ihr Flügel verliehen haben 😉 und sie es endlich schafft, sich von all den fremden Erwartungen um sie herum loszulösen und das zu tun, was sie schon immer machen wollte: Schreiben!

Fazit: Unbedingt lesen und Salingers  “Fänger im Roggen” am besten dazu …!

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Helle Helle: Färseninsel

FärseninselIch bin ja ein großer Fan von Helle Helle. Sie schreibt zwar sehr reduziert und nüchtern über scheinbar alltägliches, aber genau darin liegt ihre Kraft. Ihr Stil ist auf keinen Fall banal zu nennen. Eher minimal ;-). Keine stilistschen Experimente, keine dramaturgischen Wendungen auf höchsten Niveau, das darf man von Helle Helles Schreibkunst nicht erwarten. Ihre Kunst besteht aus nüchternem Minimalismus und das muss man auch erst mal schreiben können ;-).

Dementsprechend beginnt ihr neues Buch “Färseninsel” mit einem minimalistisch kurzen Satz:

“Ich suche einen guten Ort, um zu weinen.”

Bente heißt die Unbekannte, die eines Tages an einer Bushaltestelle in einem Küstenort auf einer Bank sitzt und weint. Ein Paar kommt vorbei, John und Putte, die Bente mitnehmen zu sich nach Hause, denn es steht ein Orkan bevor und der nächste Bus fährt erst am nächsten Tag.Die beiden kümmern sich liebevoll um Bente, fragen nicht nach deren Vergangenheit und warum sie weinend auf der Bank sitzt. Und genau das könnte den ungeduldigen Leser stören und könnte ihn dazu bringen, entweder rasch vorzublättern und den Grund in Erfahrung zu bringen oder ganz das Buch zur Seite legen. Wie gesagt bei Helle Helle benötigt man etwas Durchhaltevermögen, das sich in diesem Fall durchaus lohnen kann. Aber man muss sowas mögen. Für Leser, die offen für Neues sind, könnte das Buch ein Gewinn sein. Für ungeduldige Mainstream-Leser ist das Buch absolut nicht das richtige. Wie gesagt, muss man mögen. Wenn ihr neugierig seid, probiert es einfach mal aus 😉 …

Mir hat die Geschichte gut gefallen. Wie gesagt, wer dänische Literatur schätzt oder Helle Helle gerne liest, kommt an diesem Buch nicht vorbei, auch wenn es dann und wann etwas zäh dahinplätschert, es ist halt Helle Helle 😉 …

Gefallen hat mir auch das Cover, passt zur Nüchternheit der Geschichte. 😉

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Vom Feinsten: Das Buch der Nacht von Deborah Harkness

Das Buch der NachtLange ersehnt, endlich schon zweimal gelesen (und die ersten beiden Bände auch nochmal), nun ist es vorbei – leider! “Das Buch der Nacht” von Deborah Harkness (erschienen im Blanvalet Verlag) hat mich in den letzten Tagen sehr in Beschlag genommen, ich habe es mehr als genossen, es zu lesen!

Was für ein furioses und spannendes Ende für die beiden Liebenden Diana und Matthew – Hexe und Vampir. Klar werden jetzt meine männlichen Weblog-Leser mit einem Augenzwinkern denken – wie romantisch und wie unrealistisch! Ist es aber in meinen weiblichen Augen gar nicht!

Es ist ein klasse Historien-Fantasy-Schmöker vom Feinsten!

Die Geschichte: Diana und Matthew sind von ihrer Zeitreise zurückgekehrt und Diana ist mit Zwillingen schwanger. Alle fragen sich nun, wie das gehen konnte, denn Vampire könne sich nicht biologisch fortpflanzen … Matthew und Co. versuchen die genologische Wunder wissenschaftlich zu untersuche … In der Jetztzeit schlägt das Böse in Form von Matthews Sohn Benjamin voll zu, dieser möchte Diana in seine Gewalt bekommen, sich auch biologisch fortpflanzen und die Familie, bestehend aus Hexen und Vampiren müssen sich gemeinsam formieren. Dann gilt es ja noch das Buch des Lebens “Ashmole 782” zu finden … Die Zeit läuft gegen die beiden, denn die Entbindung der Zwillinge steht unmittelbar bevor, auch das Rätsel um den Blutrausch ist noch nicht gelöst … Spannend bis zum Schluss ist Deborah Harkness eine tolle, sehr unterhaltsame und spannende Geschichte und ein toller Abschluß der Trilogie gelungen – leider ;-(.

Fazit: Für Fans von guter, historischer Fantasyliteratur, für Hexeninteressierte und noch nicht Vampir-gesättigte Vielleser und für alle anderen gilt: Unbedingt kaufen – lesen und zahlreich weiter verschenken 😉 …!! Dieses Buch und auch die beiden Vorbände sollten in keinem gut sortierten Bücherregal fehlen 😉 – auch nach mehrmaligen Lesen tun sich doch noch die einen oder anderen neuen Aspekte auf, man liest ja nie eine Geschichte gleich – hängt ja auch von der persönlichen Stimmung ab … Ich freue mich auf das nächste Buch von Deborah Harkness – ich liebe ihren Schreibstil, er ist flüssig, spannend und schlüssig!

Ab heute druckfrisch in den Buchläden!

Für die Unschlüssigen unter euch: Auf der Verlagswebseite gibt es eine Leseprobe!

 

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Gelesen: Soantà & Als Paolos Hände reden lernten

Soantà & Als Paolos Hände reden lerntenErst einmal möchte ich herzlich für das von Peter Georgas Frey zur Verfügung gestellte tolle Buch “Soantà & Als Paolos Hände reden lernten” bedanken! Ich habe es sehr gerne gelesen!

Die beiden kleinen feinen Geschichtchen haben es in sich, trotz ihrer Kürze. Das schmale Büchlein liegt sehr gut in der Hand und ich hatte viel Freude beim Lesen und beim mir Vorstellen all der sprachlichen Bildgewalten, die da in dem Buch in einer wundervollen Sprache gezeichnet werden. Das Buch hat genau meinen Geschmack getroffen (Peter wusste das ;-)) und hat mich im Alltagsgeschehen in andere Welten versetzt.

In der ersten Geschichte “Als Paolos Hände reden lernten” lebt ein Junge namens Paolo in einem friedlichen, harmonischen Dorf. Das hat mir sehr gut gefallen, denn wenn man sich die Welt um sich herum heute – besonders aus Mediensicht anschaut – könnte man das für reine Phanatasie abtun – aber ich bin der festen Überzeugung, wenn wir alle mitdenken und empathisch, mitfühlend und liebevoll durch unsere Welt streifen – können wir uns kleine Paradiese schaffen ;-).

Paolo hat die seltene Gabe, mit den Händen zu sehen – also zu sprechen. Wenn er Gegenstände berührt erzählen diese ihm ihre ureigenen Geschichten. Das ist eine wundervolle Idee und Peter Georgas Frey hat das wirklich sehr gut umgesetzt. Die Sprache hat mich aufgesaugt, jedes Mal wenn ich das Buch in die Hand genommen habe, habe ich mir vorgestellt, dass es mir jetzt seine Geschichte erzählt – wie in der “Unendlichen Geschichte” (das hört mein Sohn gerade als Hörbuch)! Mehr möchte nicht erzählen, lest das Buch bitte unbedingt selbst!

Der erste Satz:

Erster Satz Paolo

 

 

 

 

 

Soanta hat mir auch sehr gut gefallen, zwar nicht so gut wie die Geschichte von Paolo, aber sie hat doch ihren eigenen liebenswerten Charakter, in den ich aber nicht so leicht eintauchen konnte wie Paolos Gabengeschichte. Soanta erwacht in einer Pilgerstadt namens Lorelia, einer Gesellschaft, die der unseren nicht so ganz unähnlich ist … Deren Untergang steht bevor … Soantas Aufgabe ist es, das Gewissen und den Glauben der Bewohner Lorelias zu prüfen. Vor der Stadt trifft er die gutmütige Kaufmannstochter Azur. Die beiden betreten Lorelia und treffen auf einen Händler namens Murat. Soante lernt nun auch Azurs Vater kennen und macht sich ein Bild von Lorelias Volk und deren Lebenssituationen. Dann kommt der König mit einer Handelskarawane und eine Tragödie, die ich hier nicht erzählen werde, beginnt … Ich muss gestehen, hier hatte ich beim Lesen das Gefühl, es könnte auch der Alchemist von Paolho Coelho sein … Auch an die Märchen für Erwachsene wie sie im Lucy Körner Verlag erscheinen wie z. B. “Johannes” oder “Feuergold” haben mich die beiden Geschichtlein leicht erinnert …

Im Prolog steht geschrieben:

“… Es ist eine Geschichte über die höheren, das Leben gestaltetenden Mächte udn wie sie müde wurden zu hoffen, es gäbe geeignete Menschen, das Elend auf der Welt zu beseitigen. Alle, die sich im edlen Glauben an diese Aufgabe gemacht hatten, waren schändlich gescheitert und so blieb den Göttern nichts, als neue, bessere, mächtigere und zugleich ehrfürchtigere Wesen zu schaffen, die die Vorherrschaft der Menschen brechen und sie in ihre Schranken zurückweisen würden. Geschöpfe des Geistes sollten es sein, keine, die ein Schwert brauchen, um Konflikte und Unrecht zu lösen. Von einem der ersten, das unter die Menschen gesandt wurde, erzählt diese Geschichte.”

 

Der erste Satz bei Soanta:

“Er erwachte nach wenigen Stunden dünnen Schlafes.”

Soanta ist ein Prachtmensch, er urteilt und verurteilt nicht, er möchte nur das Leben und die Menschen verstehen. Er hat die von Gott verliehene Gabe, das Schicksal eines Menschen vollständig zu sehen und auch zu wissen, was sich in dessen Leben alles noch ereignen würde. So sieht er Krankheit, Verderben und auch den nahenden Tod, was ihn sehr quält. Er sieht die Fratzen der Macht, die Häßlichkeit des Charakters – besonders als der König eintrifft. Dann geschieht ein Aufstand der Unfreien. Und was dann weiter geschieht, möchte ich hier nicht verraten – lest es selbst …

Fazit: Es ist ein sehr aktuelles Buch, gerade die zweite Geschichte “Soanta” könnte auch heute spielen mit den ganzen schlimmen Dingen, die ich nicht beim Namen nennen möchte, da diese Bösartigkeiten hier nichts zu suchen haben – das erledigen schon die Medien. Es ist ein Buch, dass man nachdenklich zur Seite leg und sich schwört, ein besserer Mensch zu sein. Herzlichen Dank, lieber, geschätzter Peter Georgas Frey! Schreib bitte weiter solche kleinen feinen Büchlein ;-)! Und bitte zahlreich kaufen und weiterverschenken!!!

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Gelesen: Immer noch New York

Immer noch New YorkWie bereits das im Jahr 2000 erschienene Vorgängerbuch “New York” ist auch der neue Essayband “Immer noch New York” von Lily Brett eine Anreihung ihrer persönlichen Eindrücke aus der Weltmetropole. Lily Brett geht gerne mit offenen Augen spazieren, beobachtet, entdeckt ihre Stadt, dabei sammelt sie ihre ganz persönlichen Eindrücke, die sie dann in ihrer teils trockenen Sprache dem Leser zur Verfügung stellt. Frau Brett schreibt über ihre “Stadtführungen”  flüssig, witzig und ihre Anekdoten aus dem jüdischen Humor sind Weltklasse. Sie bringt uns New York näher und auch wie der New Yorker ist, ihre Schilderungen sind prall gefüllt mit Leben, Gefühlen, feinsinnigen Beobachtungen, herzlich, souverän und unglaublich lässig.

Ich lese Lily Brett sehr gerne, sie schreibt witzig, aus dem Herzen heraus, mit Chuzpe (so heißt auch einer ihrer tollen Romane, den ich damals verschlungen habe) und kann sich auch über sich selbst lustig machen. Und ihr toller 98-jähriger (!) Vater, der dann und wann in ihren Geschichten auftaucht ist sowieso schon Kult – in meinem Herzen ;-).

Fazit: Ein tolles Buch für New-York-Liebhaber, Leser von Alltagsbeobachtungen, Fans von Lily Brett sowieso. Sehr lesenswert!

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Trauer mal anders: An jedem neuen Morgen

an jedem neuen morgenAls Amy Solomon Rosenblatt stirbt, ist sie gerade einmal 38 Jahre alt. Die Mutter dreier Kinder stirbt zuhause und wird von ihren Kindern gefunden, ihr Mann – Mediziner, kann sie nicht mehr ins Leben zurückholen. Was dann beginnt, ist Familienzusammenhalt pur: Die Großeltern – Amys Eltern – ziehen zu ihrem Schwiegersohn, um ihm bei der Versorgung der drei Kinder zu helfen. Ich stelle es mir als eine der schlimmsten Erfahrungen für Eltern vor, das eigene Kind zu verlieren. Roger Rosenblatt schreibt in “An jedem neuen Morgen” darüber und schildert – ziemlich nüchtern – wie ich finde – den Familienalltag nach dem Tod der wichtigsten Person – der Mama. James – das jüngste Kind ist beim Tod der Mutter gerade einmal 20 Monate alt, er hat auch seine Mama gefunden, die beim Fitness-Training kollabierte und nicht mehr zu retten war. Die Großeltern versuchen, ihre Tochter so gut es “ersetzen”, aber wie soll man das schaffen, wenn dieser jemand doch eigentlich unersetzlich war?

Roger Rosenblatt schreibt über seine Wut und auch wie sein Schwiegersohn, ein eher nüchterner, stiller Mensch mit der Trauer umgeht. Das Buch entstand aus einer Reihe von Essays und Geschichten, die vorher in Zeitungen und Zeitschriften von Roger Rosenblatt erschienen sind. Dann und wann hat man den Eindruck, dass es eben eine lose Ansammlung von Geschichten und Anekdoten ist. Klar hätte man einiges besser machen können, aber das Buch ist nun mal eben so geworden. Unglaubwürdig fand ich diese gespielte Harmonie nach so einem Schicksalsschlag, vielleicht liegt das auch an der Übersetzung oder einfach daran, dass man das in Amerika vielleicht einfach so macht. Always think positive … I don´t know! Etwas gefehlt hat mir einfach die persönliche Note des Autors und von seiner Familie, die Nennung der zahlreichen – auch prominenten – Trauergäste hinterließ bei mir nur einen faden Beigeschmack – wen interessiert das schon … Ich hatte den Eindruck, dass sich der Autor hier etwas profilieren wollte, er hat auch stets betont, was seine Kinder von Beruf sind, was sie studiert haben, natürlich sind alle Juristen, Ärzte etc. geworden.

Es ist ein kurzweiliges, trauriges Buch, mit zarten Untertonen, das mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Ich habe mir vorgenommen, intensiver in der Gegenwart zu leben, jeden Augenblick mit meiner Familie zu genießen, mehr im Jetzt zu sein! Es ist ein Buch, dass man lesen kann, aber nicht muss! Mir ist wegen des tollen, gemütlichen und heimeligen Covers ins Auge gestochen und auch, weil ich dünne Bücher sehr schätze ;-)!

Fazit: “Wir müssen die verbleibende Zeit zu schätzen wissen”! Also weg vom Computer raus in die Natur oder einem besonderen Menschen seine volle Aufmerksamkeit schenken – wir haben verlernt, mit anderen mitzufühlen, in Kontakt zu sein wie Amy es jeden neuen Tag getan hat – wir haben verlernt selbstlos zu sein, einem Menschen, der unsere Hilfe braucht, unsere vollste Aufmerksamkeit zu schenken und ihm zuzuhören, ohne in der Unterhaltung sein Leid mit einer Geschichte aus unserem Leben zu übertrumpfen! Wir brauchen wieder mehr ein Miteinander, nicht erst, wenn uns Schicksalsschläge treffen, sondern täglich auch im Alltag!

 

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